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Wetterentwicklung kennen und Risiken richtig einschätzen

Besteht die Gefahr von Wärmegewittern, sollte man nur am Vormittag Wanderungen unternehmen.
Die sorgfältige Planung von Wandertouren ist unerlässlich. Dazu gehört, dass man sich vor jeder Tour über die Wetterentwicklung informiert. Denn wenn das Wetter umschlägt, kann man in den Bergen schnell in Not geraten. Vor allem Gewitter- und Kaltfronten sind gefährlich. Wie Wetterprognosen entstehen und wie man das Gewitterpotenzial erkennt, erfährst du im folgenden Artikel.  

Text: Mag. Hannes Rieder, ZAMG Steiermark, Dr. Arnold Studeregger, ZAMG Steiermark

 

Basis jeder Wetterprognose ist das genaue Wissen über den aktuellen Zustand der Atmosphäre. Messdaten von zigtausenden Wetterstationen weltweit sowie Daten von Satelliten laufen in einem riesigen Rechenzentrum zusammen. Nach einer aufwendigen Qualitätsprüfung werden die unregelmäßig verteilten Messwerte auf ein regelmäßiges Gitter interpoliert. (Lineare Interpolation, auch einfach Interpolation genannt, ist ein Verfahren, um einen Zwischenwert zwischen zwei explizit gegebenen Werten einer Tabelle oder eines Graphen zu bestimmen.) Eine zeitaufwendige Prozedur, die oftmals fehleranfällig ist.

 

Mit dem erhaltenen Datensatz wird über sehr komplexe mathematische Formeln der zukünftige Zustand der Atmosphäre berechnet. Leider gibt es für die verwendeten Gleichungen keine eindeutigen Lösungen, sondern nur Näherungen.

 

Die Globalmodelle beschreiben den Zustand der „Wetterschicht“ für die gesamte Erdkugel. Die zeitliche und räumliche Auflösung der berechneten Wetterelemente sind für alpine Bedingungen meist zu grob. Für genauere Vorhersagen werden daher sogenannte Regionalmodelle herangezogen. Sie werden lediglich für ein Gebiet (etwa für den Alpenraum) berechnet und haben eine bessere räumliche und zeitliche Auflösung. Um Wahrscheinlichkeiten bzw. die Unsicherheiten der berechneten Wetterentwicklung abschätzen zu können, werden die Wettermodelle mit leicht geänderten Anfangsbedingungen mehrfach berechnet (Ensemble-Vorhersagen).

 

Eine Herausforderung: Gewittervorhersagen

Gewitter - im Speziellen lokale Wärmegewitter – sind für Meteorologen selbst im 21. Jahrhundert eine Herausforderung. In Österreich muss man jährlich mit 1,8 Blitzen pro Quadratmeter rechnen. Die Bundesländer mit den meisten Blitzentladungen sind Kärnten und die Steiermark, wo es im Mittel 2,3 Blitze pro Quadratmeter und Jahr gibt. Die Schwierigkeit in der Prognose besteht darin, dass diese oft Menschenleben bedrohenden Wetterphänomene kurzlebig und in ihrer Ausdehnung sehr kleinräumig sind. Immer noch stoßen unsere Großrechner an ihre Grenzen, wenn es darum geht, kleinräumige Wetterprozesse wie Gewitter treffsicher und zeitnah vorherzusagen.

 

Wie genau sind Wetterprognosen?

Das ist nicht so einfach zu beantworten und hängt sehr von der Fragestellung ab. Jedenfalls gilt: Je kurzfristiger die Vorhersage ist, desto höher ist die Trefferwahrscheinlichkeit und umso detaillierter kann man den Wettertrend abschätzen. Heute gelingt es bereits, das Gewitterrisiko für eine größere Region (zum Beispiel für eine Bergregion) ein bis drei Tage im Voraus abschätzen zu können. Zeitangaben beschränken sich zunächst auf Aussagen wie „ab dem mittleren Nachmittag“ oder „erst in den Abendstunden“.

 

Das Gewitterpotenzial abschätzen

Die Gefahren, die bei Gewittern auftreten, sind vielschichtig. Die Hauptgefährdung ist mit Abstand der Blitzschlag. Heftige Gewitter sind auch häufig mit Hagelschlag und stürmischen, oft auch orkanartigen Windböen verbunden. Gewitter können auf engstem Raum niedergehen; kleine Haufenwolken türmen sich in wenigen Minuten zu gigantischen 10.000 Meter hohen Quellwolken auf und fallen nur wenig später zusammen.

 

Gerade deshalb ist es wichtig, sich im Vorfeld einer Tour über die zu erwartende Wetterentwicklung zu informieren.

 

Gut zu wissen!
  •  Der Wasserdampf ist quasi das Dynamit eines Gewitters. Je wärmer es ist, desto mehr Wasserdampf befindet sich in der Luft und umso heftiger können sich Gewitter entwickeln.
  • Ziehen Wolken in unterschiedlicher Seehöhe in verschiedene Richtungen, ist dies an einem potenziellen Gewittertag ein Anzeichen für sehr starke Gewitter.
  • Die meisten Blitzopfer gibt es nicht während des Gewitterniederschlages, sondern davor und danach. Blitze können aus einer Wolke austreten und uns quasi „aus heiterem Himmel“ treffen.
  • Blitz und Donner treten zeitverzögert auf. Eine Faustregel besagt: Liegen zwischen Blitz und Donner lediglich zehn Sekunden, ist Gefahr im Verzug. Der Blitz ist in diesem Fall nur mehr drei Kilometer entfernt.
  • Solange die Quellwolken flach und fransig sind, sind sie unbedenklich. Beachtung schenken sollte man Wolken, die eine größere vertikale als horizontale Ausdehnung haben und eine blumenkohlartige Struktur aufweisen.
  • Existieren bereits am Vormittag hohe Quellwolken oder findet man am Himmel zahlreiche unterschiedliche Wolkenformen (man spricht von einem chaotischen Himmel), ist von einem hohen Gewitterpotenzial auszugehen.
  • Im Bereich von Gipfelkreuzen kann selten ein eindeutiges Warnsignal für drohenden Blitzschlag beobachtet werden: das Elmsfeuer. Es macht sich durch ein charakteristisches Surren und eine elektrische Lichterscheinung bemerkbar.
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