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Lawinenprobleme erkennen

Für WintersportlerInnen wird es in Zukunft einfacher sein, Lawinensituationen zu beurteilen. Die Lawinenwarndienste haben sich nämlich auf eine Vereinheitlichung der Gefahrenmuster geeinigt.

Auf der Tagung der österreichischen Lawinenwarndienste mit Vertretern der Nachbarländer in Seggau/Steiermark 2014 haben die Lawinenwarndienste beschlossen, künftig in den Lawinenlageberichten Lawinenprobleme mithilfe von Gefahrenmustern darzustellen. Folgende Hauptprobleme wurden formuliert: Neuschnee, Triebschnee, Nassschnee, Gleitschnee und Schwachschichten; eine weitere Kategorie ist „günstige Situation“.

Neuschnee

Bei dieser Hauptproblematik steht die Niederschlagsmenge der letzten ein bis drei Tage im Vordergrund. Neuschneesituationen sind im Gelände leicht erkennbar. Die Verbreitung der Gefahrenstellen in der Schneedecke ist flächig. Im ungünstigsten Fall reichen für eine verschärfte Lawinensituation schon 10 cm Neuschnee aus - natürlich abhängig von der Beschaffenheit der Altschneedecke.

Altschnee (Schwachschichten)

Bei einer Schwachschicht-Situation ist der ungünstige Schneedeckenaufbau ausschlaggebend. Er entsteht, wenn sich kurze Niederschlagsperioden mit Wetterbesserung abwechseln. Dies ist vor allem in schneearmen oder kalten Wintern der Fall, wenn die Schneedecke weder durch Niederschlag, Wind und Schmelzen verändert wurde. Harte Schneeschichten (z. B. Triebschnee) auf einer weichen Schneeschicht (z. B. Oberflächenreif oder kantige Kristalle) kennzeichnen diese Problematik. Das besonders Gefährliche daran ist, dass Lawinen großflächig ausgelöst werden können.

Triebschnee

Frischer Triebschnee ist nicht immer leicht erkennbar! Er kann sich bei schönstem Wetter bilden und die Lawinengefahr rasch ansteigen lassen. Voraussetzung dafür ist verfrachtungsfähiger Schnee und Wind. Wenn Triebschnee vorhanden ist, spricht man von einer gebundenen Schneetafel, die immer trocken ist.

Nassschnee

Durch Regen oder Sonnenschein und raschen Temperaturanstieg wird die Schneedecke bzw. die Schneedeckenoberfläche feucht. Der Wassergehalt in der Schneedecke nimmt zu, und das Wasser fließt in die tieferen Schichten ab. Dadurch kommt es in der Schneedecke zu einem Festigkeitsverlust, was zu einer Lawinenauslösung führen kann. Regen wirkt zudem auf die Schneedecke wie eine Zusatzbelastung.

 

Im Frühling sollten Touren daher früh begonnen und auch früh beendet werden. Bei Nassschnee sollten Steilhänge und der Auslaufbereich von Lawinenbahnen, die sehr lang sein können, gemieden werden.

Gleitschnee

Gleitschneerisse oder sogenannte Fischmäuler sind Zugrisse durch die ganze Schneedecke hindurch. Sie entstehen, wenn die gesamte Schneedecke über den Untergrund gleitet. Häufig gehen Gleitschneelawinen unterhalb von sich öffnenden Gleitschneerissen nieder.

Günstige Situation

Eine günstige Lawinensituation tritt auf, wenn große Neuschneemengen (über 1 m)  bzw. Triebschneemengen sich nach einigen Tagen gesetzt haben. Dann können Lawinen nur im Übergang von schneearmen zu schneereichen Stellen ausgelöst werden.

Eine günstige Situation entsteht auch, wenn die Altschneedecke unregelmäßig verteilt ist und der Schneefall bei 0 Grad einsetzt. Während es schneit, kühlt es ab, und es weht kein Wind. In solch einem Fall ist die Verbindung der Neuschneedecke mit der Altschneedecke sehr gut, und die Neuschneemenge kann 50 cm und mehr betragen.

Probleme nun greifbarer

Dank der Vereinheitlichung der Gefahrenmuster in den Berichten der Lawinenwarndienste werden für die WintersportlerInnen die Hauptprobleme „greifbarer“.

 

Das Skitourenreferat der Naturfreunde wird diese Entwicklungen natürlich berücksichtigen und den Vereinsmitgliedern bis Herbst 2015 – rechtzeitig vor dem Naturfreunde-Lawinensymposium, das am 10. Oktober 2015 in Graz stattfinden wird, - einschlägige Unterlagen zur Verfügung stellen.

 

Text: Arno Studeregger-Renner, ZAMG Steiermark, und Referent für Skibergsteigen bei den Naturfreunden Österreich, Fotos: Sigi Holzer, dtech Steyr

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